SV Weidenhausen gegen TUS Dietkirchen 1:2 (1:2)

DIE TRIKOTFARBE DES TORWARTES

Mal am Anfang, so nebenbei, dass die Farbgebung der Trikots, besonders des Torwarts, psychologisch den „letzten Schliff“, „das Zünglein an der Waage“ bei einem Fußballspiel ausmachen kann, ist nicht ganz abwegig, wenn man auf die Bedeutung von Farben nicht nur in der Tierwelt blickt.

Der Torwart in strahlendem Blüten-Weiß, der Saubermann, der Engel mit unbefleckter „weißer Weste“, der keine Fehler macht. Botschaft an den Gegner: „Hier ist für Euch heute nichts zu holen. Bei mir ist heute „Ende im Gelände“.“

Laux, nach dem Spiel nicht mit ganz blütenweißer Weste, aber nur leicht bekleckert, von ihm nicht verschuldet, glücklich vom Platz gehend. Die Ruhe vom ihm möchte man haben, ohne Worte, und seine Strahlkraft auf die Mannschaft möchte man jedem Politiker wünschen.

Manchmal erscheint Raphael Laux auf dem Spielfeld auch in seinem grellen Textmarker-Grün Trikot, modern, erfrischend, lebendig, aber auch giftig wirkend, jedem Torwart in Rentner-Grau, der „grauen Maus“, psychisch völlig überlegen. „Wer versucht mich heute zu beißen, wird sich vergiften.“
Er wählt die Trikotfarbe intuitiv richtig, manchmal auch in Tankstellen-Aral-Blau, mit „Schwarz“ kombiniert, Werbung in eigener Sache :). Ein Profi auch in der Farbwahl seines Trikots.

Natürlich muss die Leistung auch stimmen. Kevin Kühnert (nicht zu verwechseln mit Renate Künast; es soll auch schon zu der böswilligen Kombination Kevin Kühnast gekommen sein), würde in einem Benefiz-Fußballspiel des deutschen Bundestages in so einem Textmarker-Grün-Trikot als Torwart lächerlich wirken, die sich selbst überschätzend. Also die Farbe des Torwarttrikots muss auch zur Leistung und zum Körperbau passen. Was für den einen richtig ist, ist für den anderen falsch.

(Bitte sehen Sie in Zukunft, wenn Sie Kevin Kühnast im Bundestag sehen sollten, ihn in Gedanken nicht in Textmarker-Grün vor sich. Das wäre dann ihre eigene geistige Vorstellungskraft. Ich wäre das nicht schuld.)

EIN TATSÄCHLICHER MENSCH ALS BERICHTERSTATTER

Auch dieser Bericht ist wieder von einem richtigen Menschen geschrieben, nicht automatisch generiert, wie die tatsächlich „hirnamputierten“ Spielberichte bei FUSSball.de..

Erkennen können Sie das daran :

„Ich habe heute Geburtstag.“

Hinter einem automatisch generierten Bericht steckt ja kein „ich“, das jemals Geburtstag haben könnte! Also muss bei dem, was Sie gerade lesen, ein Mensch dahinter stecken (nämlich „ich“), der heute Geburtstag hat.

„Ich gratuliere mir heute selbst zum Geburtstag!“

könnte wiederum auf einen automatisch generierten hirnlosen Bericht hinweisen, der ein „ich“ vortäuscht! Oder auf einen schizophrenen Berichterstatter. Schwierig zu beurteilen.

„Ich habe heute Geburtstag und verbringe trotzdem 12 Stunden mit der Fahrt zum wichtigen Spiel um den Abstiegskampf des TUS Dietkirchen nach Weidenhausen.“

Da könnte ein lebendiges „Ich“ dahinter stecken, allerdings wäre das so ver-rückt, am eigenen Geburtstag nichts Besseres zu tun zu haben, so dass man wieder auf einen hirnamputierten automatisch generierten Bericht schließen könnte, der ein „ich“ vortäuscht!

Kevin Kühnert, Ricarda Lang und Donald Trump saßen schon 12 Stunden bei „mir“ zuhause im Wohnzimmer und wollten endlich mit mir auf meinen Geburtstag anstoßen.

Deshalb fasse ich mich kurz.

DAS SPIEL

Weidenhausen, ein beschauliches Dorf, mit freundlichen einheimischen Zuschauern, die sich sogar daran erinnern konnten, dass auf dem früheren 1000 DM Schein der Limburger Dom auf der Vorderseite und auf der Rückseite die Wadewanne des damaligen Limburger Bischofs abgebildet war.

Was für eine bewundernswerte Lebensleistung nur mit Hilfe einer Badewanne berühmt zu werden, sich in das kollektive Gedächtnis der Bevölkerung einzubrennen. Das gelang vorher nur Diddi Hallervorden mit Helga Fedderson mit dem Lied „Du, die Wanne ist voll“. Dem Limburger Bischof gelang dies sogar ohne Helga Fedderson.

Welch eine beschauliche Gegend, früher Zonenrandgebiet. Je mehr man sich von der Hektik des Rhein-Maingebietes mit dem Mannschaftsbus entfernte Richtung Nord-Osten, desto mehr kehrte eine spürbare innere Ruhe ein, wären da nicht die Schlachtgesänge der mitreisenden TUS Fans im Bus gewesen, um nicht zu viel Entspannung aufkommen zu lassen und jedem TUS Spieler zu signalisieren, wir halten zu Euch, glauben an Euch, „Gebt Gas“.

Die lautstarke, feuchtfröhliche aber trotzdem friedliche Anhängerschar des TUS ununterbrochen während des gesamten Spieles, auch nach dem nur kurz währenden Rückstand zwischen Minute vier und fünfzehn, beeindruckte einen einheimischen Zuschauer so sehr, dass er 20 Euro „springen ließ“ für ein Bierchen!

Das sagt alles über die Menschen dort. Alleine deshalb hätte Weidenhausen es schon verdient in der Hessenliga zu bleiben!

Aber besonders auch, weil ein Weidenhausener Spieler, schon fast vor dem TUS Tor bei 1:2 Rückstand (!), einen Erfolg versprechenden Angriff durch ausschießen des Balles abbrach, weil Moses Nickmann sich mit Wadenkrampf weiter entfernt fast unbeobachtet am Boden quälte. So eine Fairness ist ohne Beispiel in der Hessenliga!!

4. Minute vor 700 (!) Zuschauern, mit Blick auf die sehr nahe Hügelkette direkt 10 km vom  Grenzzaun, der früher DDR und BRD trennte:

Ein TUS Spieler rannte im Spielaufbau, scheinbar verliebt in den Ball, mit diesem im Mittelfeld in den Gegner. Jetzt direkter Angriff von Weidenhausen, natürlich in Überzahl über rechts, Flanke nach innen und Philipp Immig musste nur noch eindrücken zum schnellen 1:0.

Die jubelnde Spielertraube zeigte die Erleichterung der Weidenhausener Spieler und die Bedeutung des Spieles für den Abstiegskampf, dem TuS mit 7 Zählern Vorsprung zu entrinnen oder vom TUS bis auf einen Punkt fast eingefangen zu werden.

Man wusste noch nicht, was vom Spiel zu halten war, in der 15.Minute ein, wie schon häufig gesehen, extrem durchsetzungsstarker Angriff von Moses Nickmann scharf über rechts nach innen gezogen an die Torlinie, wo Renke keine Wahl mehr blieb. Eigentor 1:1.

Man wusste noch immer nicht, was vom Spiel zu halten war, eine bereits geklärte Ecke wieder per Vorlage von Dankof vors Tor und Innenverteidiger Nils Bergs köpfte zum umjubelten Geburtstagsgeschenk für den Berichterstatter zum 1:2 rechts unten ein.

Je länger das Spiel dauerte, desto mehr wurde die Größe des Spielfeldes, fast schon quadratisch erscheinend, dem TUS zum Vorteil. Weite Bälle des TUS zogen das Spiel deutlich in die Länge. Es war immer genügend Zeit und Platz zum spielen, sich die Bälle zurückholen oder die besonders in der zweiten Halbzeit schnellen Angriffe von Weidenhausen versanden zu lassen. Keine Ausfälle, nirgendwo, kämpferischer Einsatz (bis an die Erschöpfungsgrenze) und Wachheit in jeder Sekunde des Spieles. Glückliche und unglückliche Spielsituationen auf beiden Seiten, natürlich.

Als Lukas Hautzel sich 15 Minuten vor Spielschluss „heimlich, still und leise“ in die TUS Abwehr zurückfallen ließ, war klar, er hing noch lange vor Ladenschluss an die TUS Eingangstür das „geschlossen“ Schild. Und die Tür blieb verschlossen, trotz noch mehrer vergeblicher Anklopfversuche, Einbruchversuche, besonders vom deutlich auftrumpfenden Sören Gonnermann.

Was ein Spaß, welche Abgezocktheit der TUS Spieler, die Führung über die Zeit zu bringen!

Friedliche dreistündige Heimfahrt Richtung Dietkirchen in die rötliche Abendsonne, in die Zukunft. Was wird sie in den nächsten zwei Wochen für den TUS Dietkirchen bringen?

Nichts für zarte Nerven!

FÜR DIE NACHWELT

Dieses Punkte-Spiel war für den TUS DIETKIRCHEN mit Hin-und Rückfahrt von fast 12 Stunden das zeitaufwändigste seiner Vereinshistorie, man hatte also für einen Tag an den Profiliga-Bedingungen geschnuppert.

DIE AURA des FUSSBALLPLATZES

Nur etwas für Esotheriker: möglicherweise hatte der Sieg des TUS Dietkirchen noch einen Grund, den keiner sieht, auch die Spieler selbst nicht :), nämlich die Aura des Rasenplatzes, hier in Weidenhausen. Es gibt Fußballplätze mit einer Aura, der man sich nicht entziehen kann, es sind fast immer Rasenplätze. Diese Plätze sprechen mit einem, wenn man sie besucht „Hier wird richtiger Fußball gespielt mit Einsatz. Hier wird ins Gras gebissen. Hier riecht es nach Gras und Rutschspuren. Hier ist Natur mit Kampf. Am Ende des Spieles siehst Du Rutschspuren im Gras. Immer in Kombination mit Zuschauern, die sehr nahe, nur durch ein Geländer getrennt, direkt am Spielgeschehen sind. Sehr häufig, nicht unbedingt, zusätzlich mit hohem Baumbestand ganz nahe am Spielfeld oder auch in eine Richtung mit Fernblick in die schöne Landschaft.

Beispiele für diese Plätze mit Seele sind (heute) in Weidenhausen, in Waldbrunn (herrlich), in Dietkirchen und auch Hadamar zu finden. Und genau dies Plätze liegen den TUS Spielern. Hier blühen sie auf vor vielen Zuschauern, ob es die eigenen sind, ist dabei fast egal.

Die Spieler werden das wahrscheinlich für Blödsinn halten. Aber „ich“ glaube daran.

Ein schönes Gegenbeispiel ist, Friedberg mag es mir verzeihen, der dortige Platz mit der Aura eines 70er Jahre Fußballplatzes. Umgeben von einer Aschenlaufbahn mit Halbrunden hinter der Toren. Wenn der Ball hinter das Tor fliegt, ist der Torwart ewig unterwegs den Ball zu holen. Grauenhaft! Das in seiner Größe beeindruckende Stadion in Hessen Kassel mit riesigen Flutlichtmasten, VIP Bereich und LED Tafel gehört trotzdem mit seiner Aschenbahn auch dazu. Steril!

SV Weidenhausen: Wassmann, Beng (90.Felmeden), Tim Ullrich (84.Eilers), Goebel, Soeren Gonnermann, Tim Gonnermann, Görs (75.Ngyyen), Kilian Krug (69.Stunz), Immig (60.Jan Ulrich), Moritz Krug, Henrik Renke

TUS Dietkirchen: Laux, Nickmann, Schmidt, Hautzel, Kratz, Leukel (82.Enders), Dankof (60.Zuckrigl), Stahl (66.Mink), Cicatelli, Bergs, Schmitz (72.Fujikawa)

Schiedsrichter: Gahis Safi

Tore:1:0 Philipp Immig (4.), 1:1 Eigentor Henrik Renke (15.), 1:2 Nils Bergs (22.)

Zuschauer: 700

  • von Paul Bergs

 

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