SV Neuhof gegen TUS Dietkirchen 3:0( 1:0)

Abschied von TUS Dietkirchens Trainer Thorsten Wörsdörfer nach 6 Jahren am Reckenforst

Was ist in Erinnerung geblieben, wenn in ein paar Jahren in und um Dietkirchen jemand fragen wird „Weißt Du noch?“
Das letzte Spiel der Hessenliga Aufstiegsrunde in Neuhof sicherlich nicht, egal ob gewonnen oder verloren. Und deshalb handelt es sich hier um einen weggelassenen Spielbericht, der also gar kein Spielbericht ist!

„Weißt Du noch?“ „Ja besonders das.“ Nämlich:

Thorsten Wörsdörfer, „Wörsi“, stand bei Spielen nahe der Gefriertemperatur mit kurzärmeligem T-Shirt am Spielfeldrand, während die Zuschauer mit Winterjacke und Schal „bewaffnet“ waren. Eine liebenswerte Marotte eines an die Kälte gewöhnten Westerwälders? Sicher auch, aber auch ein Zeichen für was Anderes.
Wer so, für im Winter eher halbbekleidet und „bekloppt“ geltend, das Spiel seiner Mannschaft in Angriff nimmt, weiß vorher schon, dass ihm nicht kalt wird, weil die Leidenschaft für das Spiel, die Begeisterung für seine Mannschaft, die Kälte nicht spüren lassen wird. Und so war es immer. Die „Begeisterung“ schwappte dabei auch häufiger auf die Beurteilung der „Leistungen“ der Linienrichter und Schiedsrichter über. Diese bedankten sich bei Wörsi dann mehr als einmal mit gelben und roten Karten für sein Fachurteil.

In welcher Zwickmühle ist ein Trainer, der mit seiner Mannschaft aus einem 1500 Einwohner Seelendorf kommend mehrere Jahre an der Schwelle zur Hessenliga stand und diese dann auch noch sensationell erreichte, auf Augenhöhe mit Städten x-facher Größe?
Der Großteil der einheimischen Zuschauer besteht auch in der Hessenliga aus Eltern, Freunden, Freundinnen, älteren Dorfbewohnern, die ihre Freizeit und ihr Herz schon immer der eigenen Dorfmannschaft geschenkt haben, Opas (seltsamerweise meist ohne Omas), also Personen, die wegen „ihrem Schwarm“ das Spiel besuchen und erwarten, dass dieser auch spielt. Und auf der anderen Seite zählt das Gewinnen wollen, bei der die Rücksichtnahme auf persönliche Erwartungen der Zuschauer in den Hintergrund treten muss. Oder doch nicht? Wer von den Zuschauern und Spielern wird enttäuscht sein beim Lesen der Spieleraufstellung? In der Haut von Wörsi wollte man dabei nicht stecken.
So blieb die Mannschaftsaufstellung eher sein Geheimnis und der „Spickzettel“, den man häufiger in seiner Hand direkt an der Spiellinie sah, deutete darauf hin, dass er sich dabei was gedachte hatte, alles also durchdacht war. Und die Erfolge gaben ihm in den ganz wichtigen Spielen meistens recht. Was für schöne Momente man mit ihm und „seiner Mannschaft“ erleben durfte!!! Unerwartete Spielverläufe! Magie in Bruchteilen von Sekunden! Es war herrlich, egal ob vor wenigen Zuschauern oder ganz vielen wie in Kassel, Fulda oder gegen Hadamar. Ohne jede Hessenligaerfahrung 1:0 gewonnen beim ersten Hessenligaspiel desTUS Dietkirchen überhaupt auswärts in Hadamar. Unfassbar glückliche Momente! Wenige Spieltage später Hessen Dreieich, die mit einem schicken wahrscheinlich sündhaft teuren Mannschaftsbus angereist waren, mit 3:2 nach Hause geschickt. Köstlich!
Als Trainer brachte Wörsi von Anfang an eine Art „Aura“ mit, die Aura des sehr erfahrenen Globetrotters in seiner eigenen Spielzeit besonders in der Jugend auf Bundesliganiveau.
Diese Aura dehnte sich auf jeden Spieler aus ohne dass Wörsi etwas dafür tun musste, die Aura
„Der weiß wovon er spricht.“ Auch dann wenn man es im Moment als Außenstehender vielleicht selbst nicht verstehen konnte. Er war auch so abgezockt, dass er Pokalspiele, schon vor dem Spiel an der Aufstellung erkennbar, einfach abgab, nur um Kräfte für die ihm scheinbar wichtigeren entscheidenden Hessenligaspiele in der „heißen Phase“ aufzusparen. Für jemanden, der immer gewinnen will, „harter Tabak“.

Richtiger Zeitpunkt des Weggehens, weil das Bild der Mannschaft der letzten 6 Jahre jetzt schon fast Legende ist. Erreichen der Hessenligaaufstiegsrunde als Höhepunkt, das Tor zur Regionalliga am Horizont erkennbar!!! Was will man mehr?
Das Bild wird sich wandeln (müssen), neue Spieler werden kommen, aus dem Nichts auftauchen, und andere aus „Wörsis Mannschaft“ werden ebenfalls nach und nach gehen bis man dann irgendwann bei zufälligen Treffen hören wird

„Weißt Du noch?“

Auch wenn der Anlass melancholisch traurig ist, weil der Abschied einem die Vergänglichkeit des Lebens brutal vor Augen führt, man das schön Gewesene festhalten möchte, aber niemals kann:

Danke Herr Wörsdörfer für Ihre lange liebenswerte Zeit beim TUS Dietkirchen und der Wunsch, dass Ihnen ein Neuanfang an anderer Stelle gelingt.

Stopp, Stopp, noch etwas Besonderes, Historisches: Ersatztorwart des TUS,Dietkirchen, Jan Noll, betrat um 16.36 Uhr nach langer, langer, langer, langer Wartezeit auf der Ersatzbank verdient die Hessenligabühne zu seinem ersten Hessenligaspiel. Danke für seine unendliche unvorstellbar große Geduld, Bescheidenheit und Treue zum TUS Dietkirchen. Großes Vorbild für jeden und alle.

  • von Paul Bergs

 

 

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