Wenn man zum Tabellenersten fährt und zuvor drei Spiele in Folge verloren hat, darf man nicht auf zu viel hoffen. Aber es kam während des sehr spannenden Spieles über weite Stellen ganz anders.
Vor großer Zuschauerkulisse spielte Stagdtallendorf flott auf und kam bereits nach zehn Minuten zum erwarteten frühen Führungstreffer. Nach durchsetzen über die rechte Seite und flacher Flanke konnte Laux den folgenden Schuss zwar abwehren, der Ball sprang Nolte aber vor die Füße, der zum 1:0 nur noch einlochen musste.
Die Spielweise von Stadtallendorf wirkte eingespielt, schnell und sicher, aber auch etwas bieder. Hintenrum nach rechts, hintenrum nach links, hintenrum nach rechts und dann weit und hoch nach vorne auf irgendeinen Flügel, wo dann die Außen den Ball irgendwie nach innen bringen sollten. Nach dem 1:0 gewöhnte der TUS sich schnell an diese Spielweise, lernte schnell dazu und konnte sich nach ungefähr 20 Minuten deutlich vom Druck von Stadtallendorf lösen. Die TUS Spieler merkten, dass Sie auf gleicher Höhe waren und mit ihrer bekannten typischen, eher kreativen, wenig fassbaren Spielweise etwas dagegen zu setzen hatten.
Nach weitem Freistoß von Kratz in den 16er konnte Stadtallendorf nicht endgültig klären und beim folgenden Flachschuss in die Nähe des rechten Pfostens konnte der dort stehende Kuczok den Ball zum umjubelten 1:1 eindrücken. Die gute Stimmung von Stadtallendorf war dahin. Man merkte, es wurde ernst, auch weil beim TUS alles stimmte: Laufbereitschaft, Kampf, Teamgeist, Schnelligkeit, Wachsamkeit, Ideen. Kurzum: alle TUS Spieler rissen sich den „Allerwertesten“ auf. Nirgendwo irgendein Mangel erkennbar. Chancen natürlich auf beiden Seiten. Dann in der 41. Minute die Belohnung für die überzeugende Leistung. Schaefer griff sich vor dem 16 er den Ball, spielte nach rechts auf den alleinstehenden mitlaufenden Leukel durch. Der zog einen satten flachen Schuss aufs Tor ab. Der Ball war so satt geschossen, dass er über den bereits liegenden Olujic ins Tor zum nicht unverdienten 1:2 sprang.
Weite Teile der zweiten Halbzeit waren dadurch geprägt, dass Stadtallendorf dem Rückstand förmlich hinterherlief. Ein schneller Sieg von Stadtallendorf war in weite Ferne gerückt. Dies änderte sich auch nicht, als Kuczok nach gelbrot in der 65. vom Platz musste! Selbst mit zehn Mann war der TUS wegen den oben genannten Eigenschaften noch immer auf Augenhöhe! In der 78. lief Schaefer mit zwei Mitspielern in die gegnerische Hälfte zum Spiel 3 gegen 1! Leider blieb der Querpass aus und der Schuss von Schaefer blieb hängen. Das 1:3 wäre die Endscheidung gewesen. In der 86., also erst nach 20 Minuten in Unterzahl, machte sich dann leider das Fehlen von Kuczok doch bemerkbar. Eine Flanke von rechts setzte Prestes da Silva gekonnt mit dem Kopf unter die Latte. 2:2. Jetzt wäre eigentlich der Gerechtigkeit angesichts der kurzweiligen Spielweise beide Mannschaften Genüge getan gewesen. Ein unhaltbarer sehenswerter Schuss von der linken Strafraumecke von Döringer machte alle Mühe des TUS zunichte. 3:2 in der 88.
Wenn diese Leistung des TUS ins nächste Spiel gerettet werden kann, müsste der Sieger nächste Woche in Dietkirchen jetzt schon feststehen.
Eine abschließende Anmerkung für kommende Mannschaften und Schiedsrichter: das Spiel war trotz acht gelber Karten nicht übertrieben unfair oder aufgeheizt, eher normal. Es ist schwer in Worte zu fassen, nur ein Hauch von Gefühl. Man kann sich des Eindruckes irgendwie nicht erwehren, dass Stadtallendorf neben der unbestritten spielerischen Leistung die schauspielerische Leistung in die Spielgestaltung mit einplant. Darauf deutet die Schwalbe, die man in anderen Spielen der Hessenliga so gut wie nie sieht, von Nolte im Strafraum in der 43. hin, zum Glück vom wirklich unparteiischen Schiedsrichter Herbert als solche auch gesehen und mit gelb belegt. In der 65. ging Kuczok Richtung Trainerbank an der Mittellinie, der Ball längst weg. Gaudermann blieb stehen. Kuczok „lief“ auf Gaudermann auf. Der schrie, hörbar bis nach Marburg, kurz laut auf und ließ sich wie ein Stein fallen. Vermutlich hatte Schiedsrichter Herbert den Blick schon irgendwo anders. Aber der kurze Schrei und der am Boden liegende Spieler ließen ihm nachvollziehbar, also ohne Vorwurf, keine Wahl, dem bereits mit gelb belegten Kuczok gelbrot zu zeigen. Das hämische kurze Grinsen von Gaudermann beim Wegdrehen vom Schiedsrichter lässt auch hier auf eine schauspielerische unwürdige Glanzleistung schließen. Hat ein Tabellenführerspieler der Hessenliga so etwas nötig?
Viktoria Stadtallendorf: Olujic, Pape, Döringer, Vidakovics, Schuetze, Vogt, Heuser (90.Jovic), Nolte, Gaudermann, Arifi (68.Parson), Zildzovic (52.Prestes da Silva)
TUS Dietkirchen: Laux, Nickmann,, Rademacher, Hautzel, Kratz (77. Böcher), Leukel (90. P. Schmitt), Zuckrigl, Schaefer, Stahl (63.Müller), Bergs, Kuczok
Schiedsrichter: Joshua Herbert
Tore: 1:0 Felix Nolte (12.), 1:1 Patrick Kuczok (26.), 1:2 Dennis Leukel (41.), 2:2 Guilherme Appel Prestes da Siva (86.), 3:2 Jascha Döringer (88.)
Zuschauer: 400
- von Paul Bergs
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