Dinge, die man einfach nicht gerne tut: Zum Zahnarzt gehen, Apfelkuchen ohne Schlagsahne essen, Eishockey spielen müssen gegen die Dinslaken Kobras. Es war das erwartet schwere Spiel für die EG Diez-Limburg in der Regionalliga West. Die Rockets sind seit dem ersten Spieltag die Gejagten in dieser Liga. Und wenn die Kobras eines können, dann ist es genau das: den Gegner jagen und die vermeintlich Großen ärgern. Dass die Rockets unter dem Strich einen hart umkämpften 6:5 (3:1, 2:3, 1:1)-Sieg einfahren konnten, war der hohen Qualität im EGDL-Kader geschuldet – und einem überragenden Tobias Schwab im Sturm.
„An solchen Abenden lernst du mehr, als wenn du dein Spiel mit 9:1 gewinnst“, fasste Rockets-Trainer Frank Petrozza den packenden Eishockeyabend kurz und bündig zusammen. Natürlich sind Kantersiege auch was Feines, aber ein solches Spiel – von der ersten bis zur letzten Sekunde umkämpft – macht dann doch eine ganze Ecke mehr Spaß. Zum ersten Mal in der laufenden Saison musste sich die EGDL bei einem Eishockeyspiel so richtig strecken, durfte sich am Ende zudem über das bessere Ende freuen.
Und auch der Start war nicht schlecht: Als Tobias Schwab seine Mannschaft im ersten Powerplay in Führung schoss (3.), schien alles seinen erhofften und von manchen auch erwarteten Verlauf zu nehmen. Das Kontertor von Jesse Parker (10.) nach Diezer Scheibenverlust an der gegnerischen blauen Linie hatte zu dem Zeitpunkt maximal den Wert eines Ausrutschers. Zumal die Rockets nachlegten: Tobias Schwab (17.) und Jamie Hill (20.) erhöhten bis zur ersten Pausensirene auf 3:1. Dinslaken schien einfach nur ein weiterer Gegner zu sein auf dem Weg, die eigene Statistik auf fünf Saisonsiege auszubauen.
Doch die Kobras setzen sich für eine solche Statistenrolle in der Regel nicht in den Mannschaftsbus. Und auch am Sonntagabend war die Messe noch lange nicht gelesen. Dinslaken ist in der Lage im Spiel eine feine Mischung zu finden aus giftigem Zweikampfverhalten, speziell vor dem eigenen Tor, aber auch technisch ansehnlichem Offensivspiel. Wenn zudem Keeper Marvin Frenzel einen überragenden Abend erwischt, dann kann das schon mal in einem richtig tollen Eishockeyabend enden. Frenzel, im Skaterhockey-Leben Keeper bei den von Petrozza trainierten Rockets in Essen, hatte sich für das Duell mit „seinem“ Coach einen Sahnetag freigehalten. Petrozza: „Wir hatten 10 bis 12 hochkarätige Chancen, aber Marvin hat einfach alle gehalten.“
Beide Trainer lobten nach der Partie aber nicht nur Frenzel, sondern auch Rockets-Keeper Jan Guryca. „Ohne diese beiden Keeper endet das Spiel wahrscheinlich 11:10“, flachste Dinslakens Trainer Milan Vanek. Dessen Mannschaft schaffte im zweiten Drittel gleich mehrfach den Ausgleich: Martin Benes in Überzahl (23.) und Philipp Heffler (27.) glichen zum 3:3 aus. Nachdem Kevin Lavallee (33.) im Powerplay die EGDL wieder in Führung brachte, antworteten die Kobras mit dem 4:4 von Benes (35.). Gut nur, dass Tobias Schwab in stoischer Ruhe dem Spiel seinen Stempel aufdrückte und noch vor der zweiten Pause auf 5:4 erhöhte (38.).
Doch ein Spiel gegen Dinslaken geht am Ende nicht einfach so gut aus, ein bisschen Drama gehört schon auch noch dazu: Im Powerplay glichen die Kobras spät zum 5:5 aus (58., Philipp Heffler), ehe sie kurz vor Schluss in Unterzahl das entscheidende 5:6 kassierten durch Jamie Hill (59.). Schön, dass es genau solche hart umkämpften Partien gibt in der Regionalliga. Und auch wenn die Kobras keine Punkte mit nach Hause nahmen, Lob gab es reichlich – von allen Seiten.
„Respekt für diese Leistung an Milan und seine Mannschaft“, sagte Frank Petrozza. „Wir wussten, dass sie niemals aufgeben würden. Kompliment an die Kobras, die uns alles abverlangt haben. Für unsere Mannschaft war das ein weiterer wichtiger großer Test, bevor am nächsten Freitag der Meister aus Herford nach Diez kommt.“ Milan Vanek verteilte Glückwünsche an die EGDL und Coach Petrozza: „Wir wollen die Großen ein bisschen ärgern, mit Ergebnissen wie heute Abend sind wir davon nicht weit entfernt. Mit ein bisschen Glück hätten wir auch in Führung gehen können. Aber es war ein tolles Spiel, was wollen die Zuschauer mehr?“
Für die Rockets war es der fünfte Sieg im fünften Saisonspiel. Fehlt noch eine Mannschaft, gegen die man bisher noch nicht gespielt hat: Herford. Die Ice Dragons haben das Wochenende mit Siegen gegen Hamm und in Neuwied ebenfalls mit maximaler Punktausbeute beendet – da wartet ein echter Kracher auf den Heckenweg (Freitag, 18. Oktober, 20.30 Uhr, Eissporthalle Diez).
EG Diez-Limburg: Guryca (Stenger) – Seifert, Wex, Naumann, Günther, Krämer – Gimenez, Firsanov, Lademann, Schwab, Lavallee, Reed, Hill, Luft, Bruch, Maier.
Schiedsrichter: Eberl.
Zuschauer: 218.
Tore: 1:0 Tobias Schwab (3., Überzahl), 1:1 Jesse Parker (10.), 2:1 Tobias Schwab (17., Überzahl), 3:1 Jamie Hill (20.), 3:2 Martin Benes (23., Überzahl), 3:3 Philipp Heffler (27.), 4:3 Kevin Lavallee (33., Überzahl), 4:4 Martin Benes (35.), 5:4 Tobias Schwab (38.), 5:5 Philipp Heffler (58., Überzahl), 6:5 Jamie Hill (59., Überzahl).
Strafminuten: EG Diez-Limburg 10, Dinslaken Kobras 14.
Der Ausblick
Freitag, 18. Oktober, 20.30 Uhr: EGDL vs Ice Dragons Herford
Sonntag, 20. Oktober, 19 Uhr: Eaters Geelen vs EGDL (Inter-Regio-Cup)
- von Tom Neumann
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