Es wurde die prognostizierte Hitzeschlacht: Bereits am frühen Morgen kletterte das Thermometer in Frankfurt auf über 20 Grad Celsius. Doch vor allem einen ließ das von Beginn an kalt – Sebastian Kienle. Der deutsche Weltmeister von 2014 lieferte eine seiner besten Schwimmvorstellungen und kletterte nur 2:10 Minuten nach dem amtierenden IRONMAN-Europameister Jan Frodeno aus dem Langener Waldsee. Es war also angerichtet für einen Kampf mit offenem Visier zwischen den IRONMAN-Weltmeistern.
Frodeno absolvierte das Schwimmen ohne Neopren – das Thermometer zeigte am Rennmorgen 25,5 Grad Wassertemperatur an – in 50:11 Minuten und lag damit in Führung. Mithalten konnte nur der Dylan McNeice aus Neuseeland, der das Schwimmen gleichzeitig beendete und gemeinsam mit dem Führenden in die Wechselzone 1 sprintete. Genau, da war ja noch einer: Der regierende IRONMAN-Weltmeister Patrick Lange folgte mit 1:54 Minuten Abstand.
Auf der Radstrecke ging es dann allerdings richtig zur Sache. Frodeno der Gejagte, Kienle der Jäger und Lange in Dauer-Lauerstellung lautete die Devise. An spektakulären Einlagen mangelte es dabei nicht. Frodeno lieferte eine Kostprobe seiner Künste auf dem Fahrrad als er nach einem spektakulären Schlenker und verpasster Kurve kurzfristig durch die hessische Botanik radelte. Den Tüchtigen hilft bekanntlich das Glück: der einzige Kollateralschaden blieb eine verlorene Getränkeflasche.
Schmerzhafter ging es bei Kienle zu. Die Rad-Rakete hatte sich bereits in der Wechselzone einen Fremdkörper in die Ferse getreten. Das hinderte ihn allerdings nicht daran, Frodeno immer näher zu kommen. In die Wechselzone 2 ging es mit nur wenigen Sekunden Abstand. Dort warteten bereits die Rennärzte auf Frodeno, der ambulant verarztet wurde und weiter machen konnte.
Für Patrick Lange, der ebenfalls weiter machte, war die Chance auf dem Sieg da bereits dahin – eine Radpanne hatte sämtliche Titelhoffnungen des Lokalmatadors zunichte gemacht. Rund 30 Minuten war der Rückstand vor der T2. Was neben viel Kampfgeist bei der Entscheidung nicht aufzugeben hilfreich gewesen sein dürfte: Als amtierender IRONMAN-Weltmeister war der Darmstädter zwar ohnehin bereits für den Titelkampf in Kailua-Kona, Hawaii qualifiziert. Die IRONMAN-Regeln schreiben allerdings vor, dass auch amtierenden Champions in der laufenden Saison ein IRONMAN-Rennen beenden müssen, um auch in Hawaii starten zu dürfen.
Auf der Laufstrecke sah es lange nach einem knappen Duell aus. Frodeno gab das Tempo vor und vergrößerten den Abstand zumindest um einige Sekunden. Kienle zog allerdings alle Register und biss die Zähne zusammen. Winzige 20 Sekunden betrug der Abstand zwischen den beiden Top-Athleten bei Kilometer 13. Kienle schaffte es auch tatsächlich aufzuschließen, doch Frodeno hielt dagegen und konnte sich erneut absetzen. Am Ende waren es knapp vier Minuten, die die beiden Deutschen voneinander trennte. Frodeno erreichte das Ziel in 7:56:02, Kienle in 8:00:01 und Franz Loeschke komplettierte das Podium in 8:17:24. Weltmeister Patrick lange validierte zumindest seinen Kona-Start und kam nach 8:47:29 ins Ziel am Römer.
Das Rennen der Frauen
Anne Haug: nicht da. Daniela Bleymehl: bereits qualifiziert. Angela Naeth: nach einer Hand-Operation außer Gefecht. Anja Ippach: beim IRONMAN Cork vom Regen verschluckt. Was ging da also im Profi-Rennen der Damen? Alles! Denn mit der Vorjahres-Zweiten Sarah True stand nicht nur eine Olympionikin mit Frankfurt-Erfahrung im Aufgebot, sondern vor allem eine, die etwas gutzumachen hatte. Denn bei der IRONMAN Asia-Pacific Championship musste die zweifache Olympiateilnehmerin aus den USA entkräftet und von der Sonne gepeinigt aufgeben.
Die Hitze in Europa lag ihr zumindest zu Beginn deutlich besser: Mit einer starken Spitzengruppe, zu der auch Amelia Watkinson aus Neuseeland und Imogen Simmonds aus der Schweiz gehörte, ging es aus dem Wasser.
Auf dem Rad konnte Watkinson das hohe Tempo der Amerikanerin nicht halten, dazu kam noch, dass “hausinterne” amerikanische Konkurrenz aufschloss: Skye Moench machte sich bemerkbar und zog immer weiter nach vorne. Simmonds, die vor wenigen Wochen auch den IRONMAN 70.3 Luxembourg-Région Moselle gewonnen hatte, zeigte sich auf ihrer ersten Langdistanz extrem angriffsfreudig. Temperaturen, welche Temperaturen?
Moench, Simmonds und True kamen praktisch als Grüppchen in die Wechselzone. Das Trio schien sich gegenseitig immer weiter zu pushen. Erst zur Halbmarathon-Distanz konnte sich True ein wenig absetzen, hinter ihr folgte Moench und Simmonds mit wenigen Minuten Abstand.
True schien ihrem sicheren Sieg entgegenzulaufen, doch die letzten zwei Kilometer warfen den Rennverlauf komplett über den Haufen. Die Aquathlon-Weltmeisterin von 2007 taumelte plötzlich über die Strecke. Wenige Minuten später ging dann nichts mehr. Praktisch in Rufweite von der Finish Line musste die US-Amerikanerin aus dem Rennen genommen werden. Die völlig überraschte Skye Mönch zog vorbei und durfte sich als neue Europameisterin auf dem Römer feiern lassen, 9:15:31 zeigte die Uhr. Imogen Simmonds wurde in 9:26:01 Zweite, Jen Annett in 9:36:25 Dritte.