Die Idee wurde Ende Juni bei den Hessischen Schülermeisterschaften im Rasenkraftsport geboren. Dort hatten drei Schülerinnen der LSG Goldener Grund Selters sensationelle Erfolge erzielt. Auf Initiative ihres Wurftrainers Jürgen Willert schmiedeten Marie Sahler, Pauline Schmitt und Hanna Schneider daraufhin den Plan, an den Deutschen Schülermeisterschaften im Rasenkraftsport teilzunehmen.
Für die Werfer*innen ist der Rasenkraftsport, der außerhalb des Leichtathletik Verbandes in einem eigenen Verband betrieben wird, ein zweites Standbein und bietet weitere Wettkampfmöglichkeiten. Er besteht aus den drei Disziplinen Hammerwerfen, Gewichtwerfen und Steinstoßen sowie dem daraus zusammengesetzten Dreikampf. Dabei werden die Athlet*innen in Gewichtsklassen eingeteilt. Das Hammerwerfen erfolgt nach den gleichen Bestimmungen und meist mit den gleichen Gewichten wie in der Leichtathletik. Das Gewichtwerfen erfolgt prinzipiell wie das Hammerwerfen, nur ist die Eisenkugel durch eine Kette mit dem Griff verbunden und die Länge beträgt lediglich 50 cm (beim Hammerwerfen beträgt die Drahtlänge 1,22 m). Die Hebelwirkung ist also viel geringer als beim Hammerwerfen. Das Steinstoßen ist die dritte Disziplin im Rasenkraft-Dreikampf. Der Stoßstein hat die Form eines Quaders (Ziegelstein), ist aus Stahl oder Guss gefertigt und wird einarmig aus beliebig langem Anlauf gestoßen. Ein Balken dient als Abstoßlinie.
Gesagt getan – vergangenen Sonntag traten die drei LSG-Mädels bei den Deutschen Schülermeisterschaften in Erfurt an. Angesteckt vom „DM-Fieber“ ging als Allerjüngste zudem noch Amelie Rumpf an den Start – nach nur zwei Trainingseinheiten. Austragungsort war der Wurfplatz des Steigerwaldstadions. Ausgeschrieben waren Gewichtwerfen, Steinstoßen und Dreikampf für Schülerinnen A (W14/15). Das hieß: außer der 14-jährigen Pauline mussten alle anderen eine Altersklasse höher starten und damit auch ein schwereres Gewicht im Hammerwerfen als gewöhnlich benutzen.
Bereits um 8:30 Uhr ging es mit dem obligatorischen Wiegen los, denn im Rasenkraftsport gibt es in jeder Altersklasse verschiedene Gewichtsklassen. Ausschlaggebend ist immer das tagesaktuelle Körpergewicht. Und danach stand fest: Drei der Mädels konnten auch als Mannschaft an den Start gehen, denn für die Mannschaftswertung muss ein Verein grundsätzlich in jeder Gewichtsklasse eine Athletin am Start haben.
Pauline durfte im Leichtgewicht antreten. Besonders gut lief es für sie im Gewichtwerfen und im Steinstoßen. Sie schleuderte das 3 kg-Gewicht auf erfreuliche 16,82 m und blieb damit nur leicht unter ihrer Bestweite. Im 3 kg-Steinstoßen steigerte sie ihre Bestweite um 70 cm auf 7,63 m. Nur mit dem 3 kg-Hammerwerfen auf 23,22 m war sie nicht ganz zufrieden. Dennoch schaffte sie 1669 Punkte im Dreikampf, die nah an ihrer Bestleistung lagen. Die Siegerehrung brachte dann die große Überraschung: Pauline wurde im Gewichtwerfen Deutsche Schülervizemeisterin und holte sich Bronze im Dreikampf. Im Hammerwurf und Steinstoßen wurde sie jeweils Vierte.
Marie ging in der Gewichtsklasse über 60 kg leider mit einer beginnenden Erkältung an den Start und war dadurch nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte. Sie wollte sich aber unbedingt in den Dienst der Mannschaft stellen. Dennoch erzielte sie mit 33,53 m (7.) eine sehr erfreuliche Weite mit dem schwereren Hammer und steigerte ihre bisherige Bestweite im Steinstoßen auf beachtliche 8,35 m (5.). Nicht zufrieden war sie mit dem Gewichtwurf (18,09 m, 5.). Hier hatte sie sich mehr erhofft und eine für sie normale Weite hätte das Treppchen bedeutet. Im Dreikampf sammelte sie 1941 Punkte (5.).
Hanna (Mittelgewicht) lieferte eine besonders starke Leistung im Gewichtwerfen ab. Die 13-Jährige schleuderte das 3 kg-Gerät auf hervorragende 20,90 m und wurde mit der Deutschen Vizemeisterschaft belohnt. Auch im Hammerwerfen gelang ihr mit 26,55 m (10.) eine tolle Weite. Mit dem 3 kg-Stein erreichte sie 7,67 m (8.), hatte sich hier aber etwas mehr erhofft. In der Dreikampfwertung bedeutete dies 1889 Punkte und Platz 5.
Für Amelie Rumpf (Mittelgewicht) war alles außer dem Hammerwerfen Neuland. Es war ihr allererster Wettkampf im Rasenkraftsport und sie war die Jüngste im Feld – teilweise 3 Jahre jünger als die Konkurrenz. Auf Anhieb erzielte sie ansprechende 14,50 m im Gewichtwerfen (13.) und 5,40 m im Steinstoßen (13.). Im Hammerwerfen (23,73 m, 12.) hatte sie auf ein paar Meter mehr gehofft. Den Dreikampf beschloss sie mit exakt 1400 Punkten (13.).
Gespannt erwarteten alle die Siegerehrung in der Mannschaftswertung. Neun Teams kamen in die Wertung. Der Jubel war riesig, als Hanna, Marie und Pauline als 2. und damit als Deutsche Vizemeisterinnen aufgerufen wurden und einen Pokal entgegennehmen durften. Amelie freute sich natürlich mit ihnen und ihr Trainer Jürgen Willert war sichtlich stolz auf seine Schützlinge: „Ich bin absolut begeistert vom Wettkampf der vier Mädels. Rasenkraftsport macht Spaß!“ Eine Fortsetzung im nächsten Jahr folgt bestimmt. Alle waren sehr erfreut, zum ersten Mal DM-Luft geschnuppert zu haben…
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von Kerstin Rumpf
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