Hessenliga Gruppe B :  TUS Dietkirchen gegen FV Bad Vilbel 2:0 (1:0)

  Vorwort: Nach fast einem Jahr ohne Hessenliga ist fast alles neu/anders. Äußerlich am auffälligsten ist die sicherlich sinnvolle, erfreulich einvernehmliche Aufteilung der zu groß gewordenen Hessenligagruppe mit 22 (!) Mannschaften in zwei relativ kleine Gruppen mit je 11 Mannschaften, nach geografischem Gesichtspunkt zusammengestellt, um zu lange Fahrwege zu vermeiden und Derbys weiter möglich zu machen. Nach dem Ausspielen von Hin-und Rückrunde sollen beide Gruppen neu zusammengestellt werden, in eine Abstiegs- und eine Aufstiegsgruppe, wobei die Punkte mitgenommen werden sollen von den Mannschaften, die vorher schon gegeneinander gespielt haben und sich jetzt zusammen in eine dieser Gruppen befinden.

Aber wie bei allem im Leben geht dies nicht nur mit Vorteilen einher, sondern auch Nachteilen/Gefahren (Eine Lebensweisheit, die man nie aus den Augen verlieren sollte, z. B. bei der Partnerwahl!) bzw. bis jetzt noch nicht in der Form gekannten verrückten Gedanken. Zum Beispiel: wenn sich nach einer gewissen Anzahl von Spielen schon deutlich erkennbar andeuten sollte, wer später eher in der Abstiegsgruppe spielen wird, warum sollte man dann gegen eine Mannschaft, die sehr wahrscheinlich später in der Aufstiegsgruppe spielen wird, Vollgas geben, sich verausgaben, unnötige Verletzungen in Kauf nehmen und Kraft für folgende wichtigere Spiele „verpulvern“? Also mit anderen Worten wird das ein oder andere Spiel bereits schon vorher aufgegeben, gar nicht gewonnen werden wollen!? Ein eigentlich ungeheuerlicher Gedanke, der dem Wesen des „Spielens“ völlig widerspricht.

  Überraschungssiege von „Underdogs“ werden zum Ende der ersten Runde möglicherweise eher die Ausnahme bleiben, es sei denn eine Mannschaft aus dem oberen Bereich der Tabelle minimiert ebenfalls ihren Einsatz, um Kraft zu sparen für wichtigere Spiele gegen Mitbewerber in der späteren Aufstiegsrunde. Dann hätte man sich „verzockt“ und das dürfte man sich nicht zu oft leisten. Vielleicht werden es aber auch für die, die immer gewinnen wollen, die „big points“, um eine Mannschaft noch in die Aufstiegsrunde zu spülen.

Es könnte also für die Zeit bis Weihnachten eine neue Sportart geboren worden sein, „Fußballspiel mit Zocken“. Wem das zu negativ formuliert ist, könnte sich vllt. mit einer anderen Bezeichnung anfreunden!? : „Fußballspiel mit Angeln“. Der Angler hat es in der Regel auch nicht auf jeden Fisch abgesehen, der vor ihm  herum schwimmt. Vielleicht ist das alles auch zu viel gedacht, wer weiß?

Die Schlussfolgerung für heute war, sowohl für Dietkirchen wie auch Bad Vilbel, bereits im ersten Spiel der Saison in der stark besetzten Gruppe B drei sehr wichtige Punkte vermutlich für die Runde nach Weihnachten zu angeln.

1.Halbzeit: Bereits nach höchstens 10 Sekunden setzte Lahchaychi, völlig frei hinter die noch schlafende Dietkirchener Abwehrreihe angespielt, den Ball im Lauf aus 10 Metern zur Überraschung aller links neben das Tor. Bad Vilbel begann druckvolll, mit erkennbarem Willen eines frühen Tores. Nach einer Musterflanke von Mink in der 12. Minute, die Zuckrigl per Kopf über das Tor setzte, und einem weiteren Kopfball von Zuckrigl in der 17. Minute aus sechs Metern, von Schulze glänzend über das Tor gelenkt,  keimte bei den einheimischen Zuschauern Hoffnung auf, dass die FV Abwehr verletzlich sein könnte, auch weil jetzt zeitweise die alte, flüssige, schnelle, gefährliche Spielweise des TUS aufkeimte, die man schon vermisst hatte. In der 30. Minute der erste Freudentaumel für den TUS. Eine Rückgabe eines FV Spielers sprang an der Strafraumgrenze überraschend hinter der FV Abwehr auf und Moritz hat den Riecher diese aufzunehmen und völlig frei stehend aus 10 Metern zum 1:0 in die Maschen zu hämmern.

Ein schöner Einstand für den Neuzugang, der psychologisch betrachtet ein große Bereicherung für den TUS bedeutet wegen seiner Aura, die auf den Gegner einstrahlt, der um seine ungewöhnlich erfolgreiche Vergangenheit als „ Goalgetter“ weiß. Vor der Pause (38.) hätten Zuckrigl auf der einen Seite aus 16 Metern völlig unbedrängt das 2:0 und auf der anderen Seite Polak, (40.) alleine in den Strafraum eintauchend, aus halb rechter Position das  1:1 machen können. Hätten.

2.Halbzeit: Der Spielfluss beider Mannschaften und das Anfangstempo von Bad Vilbel versiegten zusehends, nachdem Bouembe in der 47. und 61. Minute, immer nach ähnlichem Muster aus 16 Metern, den Ball nicht im Tor unterbringen konnte. Die Spannung blieb, so bei einem Ausflug von Torwart Schulze weit aus dem Tor an die Seitenlinie. Bei dem versuchten Heber von Moritz war Schulze aber bereits wieder so weit zurück gelaufen, um ihn abzufangen zu können.

Dann die zwei spannendsten Minuten des Spiels, für die das Eintrittsgeld jeden Cent wert war.

In der 81. verursachte der sonst durch seine klare Spielweise positiv auffallende Meloni einen Elfmeter nahe der Strafraumgrenze. Den flachen mit zu wenig Herz geschossenen Ball von Jakubovic konnte „Laux forever“ halten, auch als Belohnung für seine deutlich hörbaren, immer wohlwollend aufbauenden, richtig im Ton dosierten „Ansprachen“ an seine Mitspieler. Der Zuschauer weiß dann was Laux durch den Kopf geht und man nickt und denkt „Der Kerl hat recht“. Immer!

Direkt im Gegenzug in der 82. ein hohes Anspiel auf Leukel in den Strafraum. Leukel hatte die Wahl für einen Heber auf den herauslaufenden Schulze. Stattdessen, eiskalt aufgenommen, hämmerte er den Ball ohne jeden Zweifel des Scheiterns im Lauf zum 2:0 ins Netz.

Ausatmen bei den einheimischen Zuschauern. Der Wille von Bad Vilbel  war in diesen zwei das Spiel endgültig entscheidenden Minuten gebrochen, die Niederlage nicht ganz unverdient, weil die flotte Spielweise des FV aus den ersten Minuten zunehmend versiegte.

Das wiederholt aufkeimende „alte Gesicht“ des TUS gibt Anlass zur Hoffnung für die Zukunft, auch weil j e d e r (!) einzelne TUS Spieler seinen für ihn typischen Charakter positiv ins Spiel einbringen konnte. So z. B. der Stillste von allen unter der prallen Sonne arbeitende Hautzel. Viele Zuschauer werden ihn gar nicht gesehen haben, obwohl auf dem Platz keine Bäume stehen oder Bodengruben, um sich zu verstecken. Aber wehe, er wäre nicht da! Einen Hinweis auf seine Existenz gibt meistens Kratz. Wo Kratz ist, ist auch Hautzel.

Der Ausgang des Lokalderbys nächste Woche in Hadamar steht völlig in den Sternen, aus ganz verschiedenen Gründen.

Dietkirchen: Laux, Nickmann, Böcher, Hautzel, Kratz, Dankof, Zuckrigl (73.Schmitz), Bergs, Moritz (86. Weis), Mink (46.Leukel), Meloni

Bad Vilbel: Schulze, Boeger (7.Bouembe, 68.Shuteriqi), Ushiyama, Gashi, Knauer, Polak, Jakubovic, Emmel, Shimoda, Safaridis, Lahchaychi

Schiedsrichter: Karsten Pfeiffer

Tore: 1:0 Steffen Moritz (30.), 2:0 Dennis Leukel (82.)

Zuschauer: 250

  • von Paul Bergs

 

 

 

 

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