Wiesbaden ganz in französischer Hand

Maren Hammerschmidt Deutschland Foto: Franz-Josef Blatt

+++ Quentin Fillon Maillet und Julia Simon sichern sich Titel beim 3. City-Biathlon +++

Wiesbaden. Quentin Fillon Maillet riss triumphierend die Fäuste in die Höhe. Freudestrahlend fuhr der Franzose über die Ziellinie. Der normalerweise nun frenetisch aufbrausende Applaus des Publikums blieb allerdings bei der dritten Auflage des City-Biathlons in Wiesbaden aus. Der Sieger dieses jenseits der Bergwelt ausgetragenen Biathlon-Wettkampfes bedankte sich dennoch mit einem liebevollen Winken bei den Fans. Genauso wie Julia Simon, die den französischen Doppel-Triumpf bei den Damen perfekt machte. Wo normalerweise rund 15.000 begeisterte Schlachtenbummler die durch die Innenstadt jagenden Sport-Stars anfeuern, gab es in diesem Jahr keine Zuschauertribüne. Nur 900 namentlich registrierte Besucher durften das Schaulaufen der Olympiasieger, Weltmeister und Weltcup-Gewinner unter Berücksichtigung eines umfangreichen Hygienekonzeptes direkt am „Bowling Green“ verfolgen. Hier stellten die Weltklasse-Athleten mit ihren originalen Kleinkaliber-Gewehren am 50 Meter langen Schießstand ihre Präzision unter Beweis, während sie auf dem 1,6 Kilometer langen Rundkurs durch die Landeshauptstadt ihre Form präsentierten. Dem sportlichen Ehrgeiz taten die strengen Auflagen keinen Abbruch. Ob im neun Teilnehmer umfassenden Herren- oder im gleichgroßen Damenfeld, in den Gesichtern der Biathlon-Champions sah man deutlich: Da wollte jeder gewinnen! So gab niemand auch nur einen halben Meter verloren. „Wir haben gezeigt, dass der City-Biathlon ein echtes Highlight in unserer Stadt ist – selbst unter Corona-Bedingungen. Natürlich hat dieser Event mehr Zuschauer verdient, aber auch so waren die Stimmung prächtig und die Leistungen der Spitzen-Athleten hervorragend. Und nun hoffen wir, dass wir im nächsten Jahr wieder alle den City-Biathlon feiern können“, erklärt Wiesbadens Oberbürgermeister Gerd-Uwe Mende.

Packender Kampf um die Führung Foto: Franz-Josef Blatt

Beim ersten internationalen Kräftemessen zwei Monate vor dem Start der neuen Weltcupsaison war Quentin Fillon Maillet nicht aufzuhalten. Der Franzose durchbrach die Phalanx der Norweger, denn die Gewinner des City-Biathlons trugen bei den Männern bis dato immer den Nachnamen Bø. Tarjei luchste seinem jüngeren Bruder den Titel im vergangenen Jahr ab. Nun aber musste sich der zehnmalige WM-Goldmedaillengewinner dem Skijäger aus Champagnole geschlagen geben, der im Vorjahr hinter Familie Bø Dritter wurde. Doch jetzt musste Johannes Thingnes sogar mit dem vierten Platz Vorlieb nehmen, vor den Olympiasieger und Gesamtweltcup-Sieger der vergangenen beiden Saisons schob sich noch der Tscheche Michal Krčmář. Im Skiroller-Wettstreit der Hochkaräter aus dem Weltcup-Zirkus belegte Lucas Fratzscher als bester Deutscher einen guten fünften Rang – zumal der 26-Jährige aus Suhl sehr kurzfristig für den erkrankten Philipp Horn einspringen musste. „Ich freue mich über das Rennen, das gibt Kraft für den Winter. Ich habe gesehen, dass ich mithalten kann“, erklärt Fratzscher, der sich für die kommenden Saison vorgenommen hat, sich fest im deutschen Weltcup-Team zu etablieren. Der andere DSV-Athlet war Benedikt Doll, der im Vorjahr auf Rang sechs landete. Nun rückte der 30-Jährige einen Platz nach hinten. Der Sprint-Weltmeister aus dem Schwarzwald fand, dass das Rennen „knüppelhart“ war. So einfach auf einen City-Biathlon fahren und den so runterfahren, dass sei hier nicht möglich. Nach den sechs Runden, sei man schon fertig. Zwischen die beiden Deutschen drängte sich als Sechster noch der Österreicher Julian Eberhard. Der Slowene Jakov Fak und Serafin Wiestner aus der Schweiz fanden sich in der Endabrechnung auf den Plätzen sieben und acht.

Eine von A bis Z tadelslose Leistung zeigte Julia Simon. Die 24-Jährige war nach den zwei Qualifikationsrunden schon die schnellste Athletin auf dem Wiesbadener Asphalt. Ihre Poleposition konnte die Französin imponierend verteidigen. Im Ziel hatte sie über 25 Sekunden Vorsprung, dazu leistete sie sich keinen einzigen Fehlschuss – besser geht es nicht. Das war der Platz ganz oben auf dem Treppchen. „Es hat. mich sehr gefreut, hier an diesem schönen Fest teilzunehmen. Der City-Biathlon ist eine super Vorbereitung. Und es war auch toll, die Mädels ohne den ganzen Stress der Winter-Wettkämpfe zu sehen. Ich fand, es war eine super Atmosphäre – auch wenn nicht so viele Zuschauer dabei sein durften. So ein Schießstand am Brunnen, das habe ich so auch noch nie erlebt. Es war ein perfekter Tag“, sagte die Französin aus Albertville. Hinter Simon folgte die Tschechin Markéta Davidová, die Clare Egan aus den USA auf den Bronzerang verweisen konnte. Lena Häcki konnte als Zweitplatzierte der Qualifikation Julia Simon noch Paroli bieten, im Schlussakt blieb der Schweizerin nur der undankbare vierte Rang. Dahinter reihte sich Mari Eder aus Finnland ein. Ingrid Landmark Tandrevold wurde im Vorfeld als Favoritin gehandelt, denn die zweifache Weltmeisterin gehört mit ihrem siebten Rang im Gesamtweltcup der vergangenen Saison zur absoluten Weltspitze. Die Norwegerin musste sich in Wiesbaden aber mit Position sechs zufriedengeben. Hinter ihr kam dann die Russin Ekaterina Yurlova-Percht ins Ziel. Nichts zu ernten gab es für die Damen des Deutschen Skiverbandes: Für Maren Hammerschmidt und Janina Hettich war es am Ende Platz acht und neun. „Das hat heute trotzdem sehr viel Spaß gemacht, ich war irgendwie total nervös und es wurde mit den Schießergebnissen nicht besser. Aber es würde mich freuen, wenn ich nächstes Jahr noch einmal die Chance bekäme, dieses Ergebnis zu verbessern“, sagt Janina Hettich, die ihre Premiere in Wiesbaden feierte. Und eine frustrierte Maren Hammerschmidt meinte: „Ich habe beim Schießen irgendwie gar nichts auf die Reihe bekommen.“

Vorbereitung zum schießen Foto: Franz-Josef Blatt

Die Wettkämpfe wurden sowohl bei den Damen als auch bei den Herren durch ein Qualifikationsrennen eröffnet. Hier wurden zwei Runden gelaufen und zwei Mal geschossen. Im Finale mussten die Damen wie auch die Herren sechs Laufrunden mit fünf Schießeinlagen absolvieren. Leider war es aufgrund der Corona-Reglementierungen nur wenigen Zuschauern vergönnt, das Rennen an der Strecke zu verfolgen. Doch alle anderen Biathlon-Fans konnten bequem und trocken vor dem heimischen Fernsehen mitfiebern, denn wie schon in den beiden Jahren zuvor übertrug das ZDF die Finals live. „Während eigentlich fast alle sportlichen Großveranstaltungen abgesagt wurden, konnten wir mit der Austragung des City-Biathlons Wiesbaden ein Stück Normalität herstellen – und vielleicht ist uns sogar so etwas wie ein Neustart geglückt. Wir haben gezeigt, dass trotz der Pandemie großartiger Sport möglich ist. Wir haben bewiesen, dass der Sport lebt! Ich finde, das ist eine gute Botschaft“, sagt Ralf Niedermeier. Und der Geschäftsführer des Veranstalters n plus sport GmbH freut sich schon jetzt auf die vierte Auflage. Wenn im nächsten Jahr hoffentlich viele Zuschauer am Streckenrand stehen, um die Gänsehaut-Atmosphäre hautnah zu spüren. Wenn das Nachwuchs- sowie das Promirennen wieder für viel Spaß und Spannung sorgen. Wenn den Besuchern mit einem umfangreichem Rahmenprogramm allerlei Spektakel geboten wird. Dann, wenn mitten im Hochsommer der Wintersport wieder Wiesbaden erobert.

 

 

Benedikt Doll Deutschland Foto: Franz-Josef Blatt

Weitere Infos zum City-Biathlon finden sich

auf www.city-biathlon.com oder auf der Facebook-Fanpage.

    Mehr Bilder von der Veranstaltung könnt ihr auf der faceboo-site von sport11.info sehen Alle Bilder von Franz-Josef Blatt

 n plus sport GmbH

 

 

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