„Profi- und Amateursport zunehmend zwei Welten“

Der Präsident des Landessportbundes Hessen e.V. (lsb h), Dr. Rolf Müller, verfolgt mit gemischten Gefühlen die bevorstehende Auktion der Medienrechte für die Fußball-Bundesliga: „Angesichts der Summen, die fließen werden, muss man sich fragen: Gibt es überhaupt eine Grenze des Wahnsinns?“ 1,16 Milliarden Euro pro Jahr erhält die Deutsche Fußball-Liga schon jetzt. Wachstumsraten von 15 bis 20 Prozent werden erwartet. Dr. Rolf Müller warnt deshalb davor, dass Profi- und Amateurfußball bald unüberbrückbar auseinandergetriftet sein werden. „Quasi zwei Welten, deren einzige Schnittstelle der Ball ist.“ Konflikte seien deshalb nicht ausgeschlossen.

„Die Zerstückelung der Bundesliga-Spielzeiten aus rein kommerziellen Gründen führt unweigerlich zu Terminkollisionen mit den Spielen unterer Ligen. Darunter leiden die vielen Fußballvereine an der Basis, in denen sich Tag für Tag hunderte Ehrenamtliche dafür einsetzen, dass Kinder die Sportart erlernen und Erwachsene ihrem Hobby nachgehen können“, sagt Müller. Während den kleinen Klubs also Einbußen bei den Eintrittsgeldern drohten, würden die Spitzenklubs der oberen Ligen immer mehr kassieren.

Müller warnt vor der immer größer werdenden Distanz zwischen Profi- und Amateursport und ist überzeugt, dass diese mit der Neuvergabe der Medienrechte voranschreiten wird. Das führt der Landessportbund-Präsident auch darauf zurück, dass neben Bezahlanbietern auch Streamingdienste eine immer größere Rolle spielen. „Selbst wer für den Sport lebt, wer Fußball liebt, verliert irgendwann die Lust, wenn er diverse Abonnements abschließen muss, um seinen Lieblingsverein spielen zu sehen.“ Müller befürchtet zudem eine Zweiteilung der Gesellschaft: „Sport soll universell sein. Hier soll es keine Rolle spielen, wo jemand herkommt, ob er viel verdient oder wenig. Die hohen Kosten für Abonnements führen diese Idee ad absurdum. Sport – auch zum Anschauen – darf keine Frage des Geldes werden.“ 

  • von Isabell Boger

 

 

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