Hessenliga Dietkirchen gegen Stadtallendorf 27. April

Die Gedanken sind frei. Kein Mensch kann sie wissen. Kein Jäger kann sie erschießen mit Pulver und Blei. Die Gedanken sind frei.

Danke Milva!

Werde nicht den Fehler begehen irgendeinen TUS Dietkirchen Spieler 6 Spieltage vor Saisonende der Hessenliga besonders herauszuheben, zu loben, irgendeine Spielweise/ Taktik des TUS Dietkirchen zu verraten, die auffälligen Besonderheiten. Habe ich früher gemacht, die Zeiten sind zur Zeit vorbei. Man lernt dazu.
Oder über irrwitziges Ostereiersuchen auf Fußballplätzen in knöchelhohem Gras zu berichten.

Wie bekloppt muss (musste ich) man dafür sein? Denkt mal darüber nach, wenn ihr eine sehr gute Rezession für ein Restaurant im Internet abgebt, wo ihr einen wundervollen Abend mit der Partnerin verbracht habt. Super leckeres Essen und auch noch günstig im Preis!

Wundert Euch nicht, wenn das alle so machen, warum ihr beim nächsten Mal in dem „plötzlich“ rappelvollen Restaurant gerade noch einen Platz neben dem Toiletteneingang ergattern könnt und die Pizza „plötzlich“ doppelt so teuer geworden ist. Selber schuld!

Würde auch nicht schreiben, dass der TUS im Abstiegskampf in der Hessenliga hart am Rande des Sterbens ist. Niiiiemals!

„Habe gehört, dass Eure geliebte Oma im Sterben liegt. Wollte nur schon mal im Voraus fragen, ob sie Pelzmäntel, Goldschmuck und altes Silber oder einen schönen Perserteppich hat, was sie alles demnächst nicht mehr braucht.“

Das wahre Leben und der Fußball ist weniger weit auseinander wie manch einer denkt.

Noch lebt die geliebte Oma und sie wird sehr gut betreut, Genesung also nicht ausgeschlossen!

Um die harten Fakten vor dem heutigen sechsletzten Spieltag der Hessenliga wie ein Bucherhalter auf den Tisch zu legen:

6 Spiele=540 Minuten=32400 Sekunden verblieben noch zur Genesung. Nach dem Spiel sind es jetzt noch 450 Minuten.

Mehr Zeit war vor dem Spiel gegen Stadtallendorf nicht mehr zur Verfügung, um die geliebte Oma
vor dem Sterben zu retten. Kein Grund zum Erschrecken!

Kein Mensch erschreckt sich doch, wenn er weiß, dass man als Hundertjähriger auch nur 36500 Tage zum Atmen zur Verfügung hat. Oder doch? Der TUS ist schon über 110 Jahre alt, was nicht heißt, dass ein Verein auch 500 Jahre alt werden kann. Wer weiß das schon?

Von diesen 32400 Sekunden werden vermutlich insgesamt keine 60 Sekunden darüber entscheiden, ob die geliebte Oma wieder gesund wird oder stirbt.

Das Verrückte ist auch, dass es nicht nur von diesen 60 Sekunden abhängt, ob die geliebte Oma stirbt, sondern auch davon, was die andern drei Omas, die in der Hessenliga auch im Sterben liegen, machen. Da sind also insgesamt noch mal 180 Sekunden, die über das Schicksal der geliebten Oma entscheiden. Auf die „unsere geliebte Oma“ keinen Einfluß hat.

Um es brutal auszudrücken: um das Überleben „unserer geliebten Oma“ endgültig durch gute Pflege zu sichern, müssen zusätzlich noch 3 andere Omas sterben!

Wovon die grob 60 Sekunden der Rettung des TUS Dietkirchen abhängen, nach diesem Spiel sind es noch grob 50 Sekunden, damit kann man gar nicht erst anfangen ohne durchzudrehen.

Eine entscheidende Unachtsamkeit im Spiel kann aus dem Streit eines Spielers kurz vor dem Spiel mit der Freundin, der Ehefrau, der Eltern, Schwiegereltern… herrühren. Oder auch des Schiedsrichters, dem vllt. Ähnliches vor dem Spiel ergangen ist.
Ein Schiedsrichter ist ja auch ein Mensch. Nur weil er zuhause nicht in Schiedsrichterkleidung am Küchentisch sitzt, heißt das ja nicht, dass er auf dem Platz kein Mensch ist, weil er eine Schiedsrichterkleidung anhat.

Oder ein Spieler hält den Fuß oder Kopf um wenige Grad verdreht an den Ball und dieser fliegt oben drüber oder am Tor vorbei. Hatte sich heute mehrmals wiederholt, gleich verteilt auf beiden Seiten gesehen!!!

Noch schlimmer: in den Ligen darüber dürfen keine(!!) Omas sterben, die in der gleichen Gegend wohnen wie „unsere geliebte Oma“.  Denn dann kann es „unserer geliebten Oma“ passieren, dass sie trotzdem sterben muss, obwohl sie sich schon wieder fit gefühlt hat. Die „Nachbaroma“ reißt dann „unsere geliebte Oma“ quasi mit in den Tod!

Vielleicht fragen Sie ( Sie merken, ich „siezte“ noch, im Gegensatz zum Ikeasprecher aus der Werbung, der jeden „Dutzt“ und nach Jahrzehnten immer noch kein akzentfreies Deutsch spricht, er heißt übrigens Jonas) sich, was denn mit den „restlichen“ 32340 Sekunden in den 6 Spielen ist?

Beiwerk, sie leiten nur über, sind Zwischenräume/ Zwischenzeiten, verbinden die entscheidenden 60 Sekunden des Schicksals zum Überleben in der Hessenliga.

So ist es im wahren Leben doch auch! Man geht im günstigsten Fall als 100jähriger 36500 mal in Bett, vllt. 1500000 mal zur Toilette und ich weiß nicht was. Wie aufregend ist das denn?

Aber das Leben entscheiden nur wenige Sekunden, meist völlig zufällig, aber auch scheinbar sehr durchdachte Momente, in denen man z.B. vor dem Traualtar „Ja“ sagt oder auch vorher vielleicht rechtzeitig „Nein“. Oder „ Möchten Sie den Verein wechseln? Ja oder nein?“ Oder „Möchten Sie bei uns den Kredit mit einem Zinssatz von 6,5 % abschließen für ein Haus. Ja oder nein.“

Diese „Ja“ oder „Nein“, Tor oder Nicht-Tor sind im Spiel auf wenige Sekunden verkürzt. Zeit zum Nachdenken ist da nicht, sogar störend. Alles eher intuitiv. Vielleicht aber auch beides nützlich, wie im wahren Leben. Wer weiß das schon?

Jetzt die entscheidenden 10 Sekunden diese Spieles! Alle auf dem Rasenplatz spielten so „ vor sich hin“ und Tom Woiwod erlaubte sich in der 26. Minute aus vllt. 20 Metern flach rechts auf das Tor von Raphael Laux einen eher harmlosen Schuss abzugeben.

Genau in dem Moment biss mich ein Hund eines Zuschauers in die linke Wade. Ich schrie auf und mein Schrei hörte sich ganz laut an, ehe ich erkannte, dass es gar nicht nur mein Schrei des Entsetzens war, sondern der Freudenschrei der Anhänger und Spieler von Stadtallendorf zum 0:1. Wie war der Ball bloß ins TUS Tor geraten?

In der 33. Minute tauchte Leukel mit Ball weiter links auf Höhe von vllt.8 Metern alleine mit Ball auf und lief auf Torwart Bogart zu. Die Winkel zum Einschießen wurden immer kleiner, kleiner, was Dennis Leukel nicht beeindruckte!

Eiskalt! 1:1!

Leichtes Aufatmen bei allen Angehörigen, die um das Bett der geliebten Oma herumstanden, die in dem Moment ein Auge leicht öffnete.

Und siehe da, in der 78. Minute öffnete die geliebte Oma auch noch das zweite Auge, die geliebte Oma war erwacht! Lag allerdings noch im Bett, was wohl auch die nächste Zeit so bleiben dürfte.

Robin Dankof „drosch“ den Ball zum 2:1 nach energischen Zuspiel von Anushervoni ins Tor.

Alle Angehörigen lagen sich in den Armen und vereinbarten sich in den noch verbleibenden 5 Spielen in der Hessenliga die geliebte Oma weiter zu besuchen, auf ihre Genesung zu hoffen.

Es sah nicht schlecht aus!

Wie oft ist unsere geliebte Oma nicht schon im letzten Moment wieder aus dem Sterbebett aufgestanden?

Und nächste Woche ist unsere geliebte Oma in der Nähe des Gießener Krankenhauses. Da könnte ein Wunder nicht weit sein!

Auf jeden Fall lieben wir sie, was auch das erstaunliche Besucherinteresse zeigte!

TUS Dietkirchen: Laux, Nickmann (75.Steinhauer)), Schmidt, Kratz (86.Böcher), Leukel, Dankhof (86.kA), Bergs, Heene, Mink, Schneider (68. Anushervoni, 90.Wenig), Cicatelli

Eintracht Stadtallendorf: Borgert, Markovic, Schadeberg, Münn (82.Enobore), Funk (56.Zildzovic), Woiwod, Heuser (82.Bremer), Geisler, Olizzo, Philipps, Michel(64.Schütze)

Tore: 0:1 Tom Woiwod (26.Min.), 1:1 Dennis Leukel (33.Min.), 2:1 Robin Dankof (78.Min.)

Schiedsrichter: Daniel Heist

Zuschauer: 250

Rot: Geisler (61.Min.)

  • von Paul Bergs – Mehr Bilder vom Spiel könnt ihr auf der facebook-site von sport 11 sehen – Alle Bilder von Franz-Josef Blatt

 

 

 

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