SC Vikt. Griesheim gegen TUS Dietkirchen 1:3 (1:0)

Bitte Ruhe! Psssst! Ganz leise: „Haaaaalloooo!“

Können Sie mich hören? „Haaaaalloooo! Ich bin es. Das zarte Pflänzchen  „Nichtabstiegs- Hoffnung“ aus Dietkirchen. Ich zeige gerade jetzt mein zartes Frühlingsgrün, wo im Herbst überall die Blätter ihre Herbstfarben zeigen! Sie haben lange nichts von mir gehört. Ich wollte mich bei Ihnen nicht lächerlich machen, wenn ich mein Wachsen trotz nur 5 mageren Pünktchen des TUS Dietkirchen aus 13 Spielen in naher Zukunft angekündigt hätte. Aber heute ist es soweit.“

Bereits nach 3 Minuten lag der TUS, möglicherweise noch nicht auf die Umstellung der Abwehrreihe eingestellt, mit 1:0 durch Luki Matondo in Rückstand und eine fast „100%tige“ sträflich vertane Chance kurz danach zum 2:0 für Griesheim hätte das Hoffnungspfänzchen fast daran gehindert mit seinen zarten Blättern die Bodendecke zu durchstoßen.

Apropos Luki  Matondo. Ohne ihn wäre bei Griesheim möglicherweise schnell der „Ofen aus“ gewesen. Ein ständig auch körperlich auffallender Griesheimer Spieler, irgendwie fast überall zu finden, Luki hier und Luki da, kaum vom Ball zu trennen, obwohl seine Spielweise einfach daher kam, weitgehend fair, suchte der Ball ständig seine Nähe. Kaum vom Ball zu trennen. Man möchte nicht wissen wollen wie SC Vikt. Griesheim ohne Matondo aussehen würde.

Dann wurde beim TUS der Dünger für das Hoffnungspflänzchen ausgeworfen, was ansatzweise auch schon in vorangegangenen Spielen der Fall war, nachdem die extrem an den Nerven und Kräften zehrende Nichtabstiegsrelegation der letzten Saison, mit sensationellen Spielen des TUS Dietkirchen, langsam aus den Körpern der verbliebenen TUS Spieler gewichen schien.

Mit Anspannung, aber auch beeindruckender Ruhe, Routine, mit Kampf und sicherem Ballbesitz zog der TUS von hinten kommend das Spiel zunehmend an sich. Alteingesessene Spieler und die wenigen Neuzugänge schienen zusammengewachsen zu sein. Der Ballbesitz lag schon bald deutlich auf Seiten des TUS. Wer war die Heimmannschaft?

Was kurze Zeit nach dem Spiel bei Echo-online als „biedere Spielweise“ des TUS Dietkirchen beschrieben wurde, könnte man auch anders beurteilen, nämlich als eine dem zu diesem Zeitpunkt mehr als angemessene Spielweise, Ruhe ins Spiel zu bringen, sich in Geduld zu üben, jahrelange Erfahrung auf den Platz zu bringen, denn mehr als die Hälfte der auf dem Platz stehenden TUS Spieler tun dies schon seit über 10 (!) Jahren zusammen. In der heutigen Zeit kaum noch nachvollziehbar. Das hat mit bieder nicht im Geringsten zu tun, sondern mit Glauben an sich selbst, auch wenn alles gegen einen spricht!

Na ja, nicht immer sicherer Ballbesitz des TUS, zwischendurch vergab Griesheim wiederholt die deutliche Führung, wenn es gelang Dietkirchen, im Vorwärtsgang, abzufangen und dann in die lose Abwehrreihe einzudringen.
Wenn Echo-online dann bei Griesheim von Beherrschung des Gegners spricht, kann man dies unter Berücksichtigung der (vergebenen) Griesheimer Torchancen und der kurzen Druckphase zu Beginn der zweiten Halbzeit so gerade noch durchgehen lassen, aber auf keinen Fall was den Ballbesitz anging.

Und da war auch noch TUS Torwart Laux, der mit seinen Glanzparaden vermutlich die Griesheimer Spieler um ihren Verstand brachte, zunehmend die Hoffnung raubte, wie das dicke Schloss eines Fahrrades, bei dem der Fahrraddieb irgendwann von seinem Vorhaben ablässt, weil es sich nicht knacken lässt. Wer beherrschte also wen?

Laux, vermutlich sogar mit Abstand der beste Torhüter der Hessenliga. Sollte Dietkirchen mit Laux absteigen? Kaum vorstellbar.

Leute aus dem Westerwald oder von „sonst wo her“. Man kann es nicht versprechen, aber wenn ihr regelmäßig TUS Dietkirchen Spiele besuchen solltet und Spaß an der Beobachtung von menschlichen Charakteren haben solltet, was anders ist das Zuschauen von Fußballspielen nämlich nicht, ihr werdet ungewöhnliche, schöne Charaktere beim TUS Dietkirchen sehen und Spaß an jedem einzelnen haben. Jeder ist anders und besonders.

Und liebe Arbeitgeber im Westerwald oder sonst wo her, kommt Euch die Spiele des TUS angucken. Dann erübrigt sich jedes Vorstellungsgespräch, ob der Bewerber in Eure Firma passt, wenn ihr Augen im Kopf habt. Selbst bei Niederlagen, wenn es schlecht läuft, will man doch seine Mitarbeiter kennen, wie sie sich dann verhalten. Schreien sie rum oder versuchen noch das Beste daraus zu machen? Hoffen sie bis zum Schluss, glauben sie an das mögliche „happy end“?

Z. B., weil es sich hier anbietet, wieder einmal, Laux: „die Ruhe weg“ ( Hätte ich doch nur einen Bruchteil davon!) ein Bollwerk, auch optisch, bescheiden, eine Reaktionsschnelligkeit, die an ein Wunder grenzt, dominiert von hinten raus durch klare Ansagen, auch für die Zuschauer hörbar und damit diese in das Spiel hineinziehend, in der Lautstärke genau dosiert, seine Vorderleute, nie beleidigend, immer treffend im Ton. Die Stimme erweckt glaubhaftes Vertrauen. Hätten alle Haus-Ärzte so eine Stimme, man könnte auf viele Pillenrezepte verzichten. Das kann man nicht lernen! Das ist Talent!

In der christlichen Kunst gibt es die Schutzmantelmadonna, „Maria breit den Mantel aus“. Laux breitet seinen Mantel über seine Vorderleute aus, aber er fordert auch Leistung, Wachsamkeit ein, so eine Art Gegenleistung für seine ungewöhnlichen Glanzparaden. Und die Mitspieler geben ihm dieses Vertrauen zurück, man will Laux ja nicht enttäuschen.

Eine Symbiose.

Leithammel, von allen Spielern anerkannt. Und das will was heißen, weil in der TUS Mannschaft mehrere dieser Spieler sind, die sich aber, sobald Laux auftaucht, unterzuordnen wissen. Das ist eine große Kunst und mehr als beachtlich!

Irgendwann scheinen die unzähligen Glanz-Paraden von Laux dem Zuschauer selbstverständlich und einfach zu sein, aber sie sind es nicht!!!
In unteren Spielklassen würde schon eine dieser Paraden ausreichen den Torwart nach dem Spiel hochleben zu lassen.

Zu jedem einzelnen TUS Spieler ließe sich eine schöne Charakterdarstellung als Spieler erstellen, aber warum die anderen Mannschaften schlauer machen als sie sind? Damit sie am Ende der Saison auf „Einkaufstour“ beim TUS gehen? Auch der Schreiber dieser Zeilen hat dazu gelernt!
Auch bei der Beschreibung der taktischen Spielanlage, der erkennbaren Taktik der Auswechselungen des TUS im Detail gilt Zurückhaltung in der Berichterstattung.

Bei Laux, dem „bunten Hund“, ist das Abwerben bekanntlich sinnlos.

Warum man den Routinier Pascal Heene, auch das Zeug zum Leithammel, in der letzten Saison, da noch in einem anderen Verein spielend, ernsthaft hatte laufen lassen, wird ein Geheimnis bleiben. Beim TUS schlug er, wieder einmal, wie eine Granate ein, bzw. sein Volleyschuss von der Strafraumgrenze zum verdienten 1:1 in der 65. Minute.

Mirco Dimter, über Jahre bei Hadamar spielend, jetzt im Dienst von Griesheim, hätte es als Kapitän wissen können und vllt. auch warnen. Nach dem erlösenden 1:1 drehte Dietkirchen (auf ihrer vorangegangenen weiter ruhigen und selbstbewussten Spielweise, obwohl Tabellenletzter, aufbauend und mit geschickt eingewechselten frischen Kräften) richtig auf und mit extremer Willensstärke gelangen es Dennis Leukel in der 75. Minute und Robin Dankof in der 84. Minute ihre Torhemmung abzulegen und den lange ersehnten Auswärtssieg einzutüten, immer mit Laux als Fels in der Brandung und stellvertretend für alle (!) anderen Matthias Schmidt, der sich auf der linken Seite aufopferungsvoll, frei von jedem Fehler, zerrissen hatte.

Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Ab Tabellenplatz 11 stecken zur Zeit acht Mannschaften im Abstiegskampf, der für die meisten von ihnen noch 20 Spieltage anhalten kann. Das könnte für die ortsansässigen Nervenärzte ein gutes Geschäft werden.

Das TUS Hoffnungspflänzchen zeigte jedenfalls die ersten zarten grünen Blätter, und das im Herbst! Hoffentlich erwischt sie der Herbstfrost nicht.

SC Vikt. Griesheim: Lapcic, Dimter, Kern, Hacker (55.Tala), Kazimi (74.Acun), Oriana (90.Laguenaoui), Matondo, Jander (80.Jander), Diachuk, Erdogan, Gatamura

TUS Dietkirchen: Laux, Böcher (55. Mink), Schmidt, Hautzel, Kratz, Leukel (90.Leukel), Dankof (89.Steinhauer), Ramcilovic (65.Schmitz), Schmidt, Bergs, Heene (90.Moritz)

Schiedsrichter:  Fabian Knoll

Tore: 1:0 Luki Matondo (3.), 1:1 Pascal Heene (65.), 1:2 Dennis Leukel (75.), 1:3 Robin Dankof (84.)

Zuschauer: 100 !?

  • von Paul Bergs

 

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