TUS Dietkirchen gegen Bayern Alzenau 3:0 (1:0)

Schon nach 5 Minuten kehrte am Reckenforst für die Einheimischen vorerst eine gewisse  Grundberuhigung ein. Eine kurze halbhohe Vorlage vom energischen Cicatelli nach einem schnellen Angriff des TUS über links fast von der Torauslinie köpfte der mitgelaufene Yuri Fujikawa mit Wucht zum 1:0 ein. Weitere Torgelegenheiten wurden in Folge leider liegen gelassen.

Mal so nebenbei eine kurze Erzählung zum TUS Spieler Yuri Fujikawa, jung, lernbegierig, vom anderen Ende der Welt kommend, nach kürzester Zeit deutsch sprechend! Wer von uns hätte sich das in der eigenen Jugend zugetraut? Bei „Mir“ setzte in der Jugend schon hinter dem Ortsschild das Heimweg ein.

Yuri muss, aus Frankfurt kommend, zu jedem Training und Spiel am Limburger Bahnhof abgeholt werden. z.B. „Kommt mich bitte um 17.30 am Bahnhof abholen.“ Durch Zufall stellte sich irgendwann heraus, dass der Zug schon um 17.00 Uhr im Bahnhof einlief, immer eine halbe Stunde früher. Warum will Yuri dann erst um 17.30 abgeholt werden, immer eine halbe Stunde später? Der Zug könnte sich ja verspäten und dann müsste der Abholer ja auf ihn warten! Und das ist in in Japan eine Unhöflichkeit, jemanden warten zu lassen. Man ist beschämt. Was für ein wunderbarer Mensch, danke, dass wir von Dir auch etwas lernen dürfen.

Dietkirchen blieb ruhig, es sah alles so einfach und still aus, aber hinter diesem einfach Aussehen ist eine jahrelange Spielerfahrung der Spieler verborgen. Fußballspielen ist nämlich mehr, nicht nur Fußball spielen!

Erwähnenswert vielleicht noch die obligatorische gelbe Karte für den genialen Spiellenker Kevin Kratz ohne die er scheinbar nicht, um den Hals gehängt, in der fast jeder zweiten Halbzeit spielen kann. Man muss ihn einfach gern haben mit seiner fast schon liebenswerten Marotte. Es würde fast schon was fehlen. Falls er das nächste Mal auf die Tribüne gucken und sich fragen sollte wieso seine zahlreichen Fans, Anhänger (weiß er das überhaupt?), so viele graue Haare haben und ständig während des Spieles beten…

Nach der Halbzeit war es mit der Ruhe zunächst vorbei. Alzenau drehte auf und hätte in der 52. und 53. zum Ausgleich aufschließen können, wäre da nicht dieser Typ im Dietkirchener Tor gewesen. Diesmal in ungewohntem Eidottergelb aufgelaufen. Was wollte Rafael Laux dem Gegner denn damit sagen? Vielleicht „Ihr legt mir heute kein fremdes Ei ins Nest?“

Aber Fabian Wolpert stand ihm mit Glanzparaden auf der anderen Seite in nichts nach (55. und 81.).

Die Anspannung wuchs. Sollte das heute so leicht über die Bühne zu schaukeln sein! Ja.

Bei main-echo.de war  am 21.5.2023 folgendes zu lesen:

„In den Schlussminuten nutzte TuS-Torjäger Zuckrigl mit einem Schuss aus kurzer Distanz (83.) und einem verwandelten Foulelfmeter (89.) zwei Möglichkeiten zur Entscheidung für die Gastgeber.“
Das kann so nicht stehen bleiben als Huldigung an den TUS Spieler Maximilian Zuckrigl, an ein Vorbild für Treue und Bescheidenheit und Torinstinkt. Robin Dankof schob von links flach, lang, an der Schnur gezogen, eine präzise Vorlage parallel zur 5 Meter-Linie mitten vor das Tor auf Maximilian Zuckrigl, der sei dem 4. Lebensjahr ununterbrochen beim TUS Dietkirchen spielt, also nicht erst
1,2,3,4,5,6,7,8,9,10,11,12,13,14,15,16,17,18,19,20,21,22,23,24,25 Jahre
sondern 26!
Und diese über Zwei-Jahrzehnte Erfahrung bündelten sich jetzt in zwei unfassbaren Sekunden auf 1qm Fläche.

Maximilian drehte sich mit dem Ball kurz nach rechts, dann wieder kurz mit Ball nach links, dann wieder kurz mit Ball nach rechts, im Bruchteil einer Sekunde mit dem rechten Fuß ein Schuß angedeutet, dann, der Spieler vor ihm war bereits schwindelig gespielt und weitere Spieler auch, wieder kurz nach links, die Bahn war jetzt frei um aus 5 Metern am machtlosen Wolpert vorbei mit links „mit links“ reinzuhämmern.
Nochmal: jeder, der schon mal ein Kleinkind mit dem Ball geärgert hat, immer und immer wieder es ins Leere hat laufen lassen auf wenig Platz, genauso sah es aus. Nur diesmal war es kein Kleinkind, sondern ein ausgewachsener Hessenligaspieler.
Nochmal: wer in letzter Zeit „Let’s Dance“ gesehen haben sollte, wo Paare sich einstudiert auf kurzer Distance bewegen, er nach rechts, sie nach links, er nach links, sie nach rechts, er nach rechts, sie nach links, er nach links, sie nach rechts. Genauso (!) sah es aus, wobei „sie“ währenddessen immer auch einen Arm in die Luft warf.
Höchststrafe für den Alzenauer Gegenspieler. Aber kann das nicht jedem mal passieren im Leben, ständig in die falsche Richtung zu laufen, nicht zu wissen, wo es langgeht? Der Spieler wusste wahrscheinlich gar nicht wenn er vor sich hatte!
Wo geht es lang für Neuhof, Hadamar, Unter-Flockenbach, Weidenhausen Dietkirchen oder vllt. auch noch Griesheim in den nächsten Zeit?
Das Traumtor von Maximilian Zuckrigel ist ein Sinnbild für die Dietkirchener Anhänger mit ständigen Wechsel zwischen hoffen und bangen. Hin und her, hin und her.
Da hilft nur sich vorzusagen:
“Es ist nur ein Spiel, es ist nur ein Spiel, es ist nur ein Spiel….“
Abschied aus der Hessenliga am nächsten Samstag?

TUS Dietkirchen: Laux, Nickmann (69.Dankof), Schmidt, Hautzel, Kratz 86.Klöckner), Leukel (64.Enders), Zuckrigl, Cicatelli, Bergs, Mink (68.Schmitz), Fujikawa (81.Böcher)

FC Bayern Alzenau: Wolpert, Topic, Seikel (58.Knezevic), Alexander (87.Kriegsch), Cetin (58.Matic), Hacker (78.Darwiche), Crnomut, Fecher, Matondo, Aul (84.Torres Eurich), Bhatti

Schiedsrichter: Yannick Stöhr
Tore: 1:0 Yuri Fujikawa (5.), 2:0 Maximilian Zuckrigl (83.), 3:0 Maximilian Zuckrigl (89. Elfmeter)

Zuschauer: 210

  • von Paul Bergs

 

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