Ach wäre doch nur öfters Erfurt: Im dritten Saisonvergleich feierte die EG Diez-Limburg den dritten Saisonsieg gegen die Black Dragons aus der thüringischen Hauptstadt. Der Oberliga-Aufsteiger setzte sich nach einem hoch interessanten Schlagabtausch am Diezer Heckenweg mit 5:4 (1:0, 2:3, 2:1) durch – und offenbarte dabei beeindruckende Qualitäten.
Eine knappe Minute ist noch zu spielen. Raphael Joly nimmt erst eine Auszeit und dann den Goalie für einen sechsten Feldspieler vom Eis. Der Erfurter Trainer schickt zum anschließenden Bully im Drittel der Rockets seine besten Leute. Marius Riedel auch. Also die fünf Jungs, denen er für diese Drucksituation das Vertrauen schenkt: Leon Köhler, Henry Wellhausen, David Lademann, Alexander Seifert, Steve Slaton. Besonders mit Blick auf die drei jungen Stürmer eine mutige Entscheidung des neuen Rockets-Trainers, mag man meinen. Doch dass Riedel am Freitagabend 19 seiner 20 Feldspieler Eiszeit gibt ist am Ende der Schlüssel zum Erfolg und Ausdruck seines Vertrauens in den Kader. Die EGDL übersteht die letzte Minute ohne Gegentor.
Doch beginnen wir vorne: 2 Keeper, 20 Feldspieler. Mit voller Kapelle geht Riedel in sein erstes Pflichtspiel als Cheftrainer. Der nach Verletzung zurückgekehrte Niklas Hildebrand rückt an seinen gewohnten Platz neben die beiden Kanadier Cheyne Matheson und Kyle Brothers. Kapitän Kevin Lavallee spielt wieder an der Seite von Marc Zajic und Dominik Patocka. In der dritten Reihe gibt der Trainer Konstantin Firsanov, Henry Wellhausen und Leon Köhler das Vertrauen. Im vierten Sturm findet sich der zuletzt so starke David Lademann wieder, der der Reihe um den zuletzt nicht eingesetzten Philipp Maier und Nico Lehtonen Stabilität verleihen soll. „Jeder, der sich im Training anbietet, bekommt seine Chance“, hatte Riedel gesagt.
In einem zu Beginn recht zerfahrenen Spiel bekamen die Zuschauer bei Sprade TV zunächst nur wenige Torchancen zu sehen. Beide Mannschaften agierten – sicherlich auch mit Blick auf die Tabelle – zunächst abwartend. Erfurt hat die direkte Playoff-Qualifikation im Blick (Rang 1 bis 6), Diez-Limburg will sich mindestens die Pre-Playoffs sichern (Rang 7 bis 10). Und die Gastgeber unterstrichen ihre Ambitionen mit einer knappen Führung nach dem ersten Drittel: Förderlizenzspieler Leon Köhler, einer der jüngsten im Team, netzte auf Vorarbeit von Konstantin Firsanov, einem der ältesten im Team, zum 1:0 ein (16.). Köhlers erstes Tor für die Rockets setzte ein erstes Zeichen: Schaut her, bei uns trifft auch die dritte Reihe!
Im zweiten Drittel legten beide Teams ihre Scheu vor allzu viel Offensive ab, was zu einem offenen Schlagabtausch führte. In dem hatte zunächst Erfurt die Oberhand: Kyle Beach in Überzahl (23.) und Sean-Alexander Fischer (25.) drehten das Spiel und besorgten den Black Dragons die erste Führung – allerdings auch die einzige an diesem Abend. Denn die Rockets kamen mit einem Doppelschlag zurück: Dominik Patocka traf mit sehenswertem One-Timer zum 2:2 (36.), der ins Team zurückgekehrte Philipp Maier machte nur Sekunden später das 3:2 (36.). Das Signal hinter diesen beiden Toren: Auch die Sturmreihen zwei und vier hatten damit eingenetzt. Riedel setzte auf die gesamte Breite des Kaders – und wurde belohnt. Allerdings blieb Erfurt stets brandgefährlich: Maurice Keil schaffte in Überzahl noch vor der zweiten Pause den 3:3-Ausgleich (39.).
Mit einem „hier ist noch alles drin“ ging es für beide Teams also ins letzte Drittel – und hier unterstrichen vor allem zwei Akteure, dass sie zurecht ihren Platz in den Kadern haben: Sowohl Keeper Louis Busch, der den verletzten Jan Guryca vertrat, als auch sein Gegenüber Martin Otte-Günzler hielten ihre Mannschaften mit starken Paraden im Spiel. Bei einem Schussverhältnis von 38:38 sollten am Ende die Keeper zu einem entscheidenden Faktor werden für Sieg und Niederlage.
Offensiv setzte zunächst die EGDL das nächste Zeichen – und wieder war es die neuformierte dritte Reihe, die traf: Henry Wellhausen bescherte den Rockets berechtigte Hoffnungen auf den nächsten Heimsieg (46.). Aber Viktor Beck, dessen Schuss unhaltbar für Busch von einem Schläger abgefälscht wurde, hielt die Partie mit seinem 4:4 offen (54.). Und so brauchte es noch einen entscheidenen Moment der Reihe, die an diesem Abend noch nicht für die Rockets getroffen hatte – die Formation mit Hildebrand und den Imports. Und so schnappte sich Cheyne Matheson fünf Minuten vor dem Ende die Scheibe, tanzte Gegenspieler und Keeper aus und schob zum am Ende verdienten 5:4-Heimsieg in die Maschen ein (55.).
„Wir haben heute nicht das Eishockey gespielt, das wir trainiert haben“, sagte Erfurts Trainer Raphael Joly, dessen Team nach zuletzt vier Siegen wieder eine Niederlage kassierte. „Die Kleinigkeiten haben gefehlt, wir sind heute nicht als Mannschaft aufgetreten.“ Marius Riedel verteilte hingegen ein Lob an seine Mannschaft: „Alle vier Reihen haben super gearbeitet, der Sieg ist natürlich super. Aber wir müssen noch viel fleißiger sein. Es war aus meiner Sicht ein sehr zerfahrenes Spiel mit wenig Struktur. Das müssen wir auf jeden Fall noch besser machen. Aber wenn wir die Spiele trotzdem gewinnen, sind wir natürlich alle glücklich.“
EG Diez-Limburg: Busch (Stenger) – Valenti, Seifert, Marek, Halbauer, Slaton, Pöpel, Droick, Wächtershäuser – Brothers, Matheson, Hildebrand, Patocka, Lavallee, Zajic, Firsanov, Wellhausen, Köhler, Maier, Lademann, Lehtonen.
Schiedsrichter: Chwaluk / Kiefer.
Zuschauer: Keine zugelassen.
Tore: 1:0 Leon Köhler (16.), 1:1 Kyle Beach (23., Überzahl), 1:2 Sean-Alexander Fischer (25.), 2:2 Dominik Patocka (36.), 3:2 Philipp Maier (36.), 3:3 Maurice Keil (39., Überzahl), 4:3 Henry Wellhausen (46.), 4:4 Viktor Beck 54.), 5:4 Cheyne Matheson (55.).
Strafen: Diez-Limburg 10, Erfurt 8 / Schüsse: Diez-Limburg 38, Erfurt 38.
– von Tom Neumann
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