Fußball-Weltmeister Andreas Möller berichtete vor Limburger Kreis in Selters über seine Karriere und sein neues Buch

Weltmeister Andreas Möller (rechts) und sein Co-Autor Dieter Sattler (2.v.l.) mit den Gastgebern Martin Blach (Geschäftsführer Lotto Hessen/links) und Michael Jung (3.v.l.).Foto: Limburger Kreis

Selters-Niederselters. Einen prominenten Gast konnte der Limburger Kreis um den Rechtsanwalt und ehemaligen Bundestagsabgeordneten Michael Jung im Selterser Mineralbrunnen begrüßen: Fußball-Weltmeister Andreas „Andy“ Möller war gekommen, um vor rund 100 geladenen Gästen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft aus seinem bewegten Sportlerleben zu erzählen – und seine neue Autobiografie vorzustellen.

Das Buch trägt den Titel „15 Sekunden Wembley – Eine Karriere voller Titel“ und wurde gemeinsam mit Dieter Sattler, Politikchef der Frankfurter Neuen Presse, verfasst. Sattler, ein langjähriger Weggefährte des Frankfurters, führte souverän durch das kurzweilige Gespräch.

Der heute 58-jährige Möller blickte auf eine außergewöhnliche Laufbahn zurück. Als „Frankfurter Bub“ schaffte er bei der Eintracht den Sprung in den Profifußball und gehörte in den 1990er Jahren zu den prägenden Figuren des deutschen Fußballs. Neben dem Weltmeistertitel 1990 unter Franz Beckenbauer feierte Möller den Europameistertitel 1996 sowie den Champions-League-Sieg mit Borussia Dortmund 1997, als sein Traumpass auf Lars Ricken den 3:1-Endstand einleitete. Dazu kamen zwei deutsche Meisterschaften, vier Pokalsiege, der Weltpokalsieg und internationale Erfolge mit Juventus Turin, darunter der Gewinn des UEFA-Cups.

Doch die Karriere des Offensivspielers verlief nicht ohne Brüche. Möller erzählte offen von Rückschlägen – etwa, als ihm bei der Eintracht der ungarische Star Lajos Détári vor die Nase gesetzt wurde, oder als er 1990 trotz starker Leistungen in der WM-Qualifikation zunächst bei der Weltmeisterschaft nur auf der Bank saß. Legendär blieb auch der bittere letzte Spieltag 1992, als die Eintracht als Tabellenführer in Rostock verlor und so die sicher geglaubte Meisterschaft verpasste. Und unvergessen ist das „Meisterdrama“ von 2001, als Möller mit Schalke 04 bereits feierte, ehe ein Münchner Last-Minute-Freistoß die Bayern doch noch zum Titel schoss.

Trotz solcher Nackenschläge blickte Möller aber hochzufrieden auf seine mit vielen Titeln gespickte Sportlerlaufbahn zurück: „Als kleiner Bub hätte ich nie gedacht, eine Profikarriere hinlegen zu können“, sagte er offen. Als Kind stand er fast täglich auf dem Platz des FC Eschersheim, wo seine Eltern das Clubhaus betrieben. „Wir haben die schweren Lederbälle an der Tankstelle aufgepumpt – für einen Siebenjährigen kaum spielbar“, erinnerte er sich lachend. Als Eschersheim die Eintracht-Jugend schlug, wurde Frankfurt auf ihn aufmerksam – mit 14 wechselte er dorthin, mit 18 unterschrieb er seinen ersten Profivertrag.

Seine Mutter habe damals aufgrund nicht überragender Schulleistungen sich aber Sorgen gemacht, dass er „nur für den Fußball“ lebte. Auch der Weg in die hessische Auswahl blieb ihm zunächst verwehrt – zu verspielt, zu wenig Zweikampf, hieß es. Doch als er 1983 mit der A-Jugend die bis heute letzte deutsche Jugendmeisterschaft für die Eintracht gewann, begann sein kometenhafter Aufstieg.

Mit 85 Länderspielen war Möller ein Jahrzehnt lang fester Bestandteil der Nationalelf. An Franz Beckenbauers berühmten Satz „Geht’s naus und spielts Fußball“ in der Halbzeit des engen WM-Viertelfinals gegen die Tschechoslowakei erinnerte er sich in Selters ebenso wie an den eigenen, oft zitierten Spruch: „Ob Mailand oder Madrid – Hauptsache Italien“. „Das habe ich so nie gesagt“, stellte er klar. „In Erdkunde war ich in der Schule nämlich richtig gut.“

Dass aus dem „Heulsusen-Andy“ – wie ihn Kritiker nannten – ein gestandener Führungsspieler wurde, zeigte er später eindrucksvoll. „Zum Ausklang der Karriere habe ich auf Schalke bewiesen, dass ich eine Mannschaft führen kann“, berichtete er stolz.

Am Ende des Abends in Selters erntete der bodenständige Weltmeister viel Applaus, schrieb geduldig Autogramme und nahm sich für Selfies und persönliche Gespräche noch ganz viel Zeit. Seine Anekdoten hätten, so Möller schmunzelnd, „locker noch für ein zweites Buch“ gereicht.rk

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